Hypertensiver Notfall und hypertensive Krise
Im Gegensatz zu den Gefahren eines sich schleichend im Laufe von Jahren aufbauenden Bluthochdrucks, kann ein akuter Blutdruckanstieg dramatisch verlaufen und eine sofortige Behandlung notwendig machen.
Eine solche Akutsituation kann zum Beispiel entstehen, wenn die Blutdruckmedikamente bewusst oder versehentlich weggelassen wurden. Auch die Einnahme zusätzlicher Arzneimittel, etwa eines Schmerzmittels gegen Gelenkschmerzen, kann zu Hochdruck-Entgleisungen bis hin zum Notfall führen.
Sehr stark erhöhte Blutdruckwerte müssen sofort behandelt werden. In dieser Akutsituation ist weniger die absolute Höhe des Blutdruckes bestimmend bei der Beurteilung, ob es sich um einen Notfall handelt. Entscheidend ist ,ob lebensgefährliche Symptome gleichzeitig mit den erhöhten Blutdruckwerten auftreten.
Ein hypertensiver Notfall liegt vor, wenn zum hohen Blutdruck mit systolischen Werten über 180 mmHg und diastolischen Werten über 120 mmHg weitere Beschwerden hinzutreten: Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel, Bewusstseinsstörungen, neurologische Ausfallerscheinungen wie Empfindungsstörungen einer Körperseite oder Lähmungen, Einblutungen der Augen, Übelkeit, Brechreiz, Krampfanfälle, deutliche Benommenheit, Kollapsneigung, Nasenbluten, Lungenödem, Atemnot- oder Brustschmerzen.
Diese Beschwerden können ein Warnzeichen dafür sein, dass die Wände der Blutgefäße oder die Herzkammern dem Druckanstieg nicht standhalten.
Dann besteht das Risiko, dass innerhalb kurzer Zeit lebensgefährliche Schäden am Herz-Kreislauf-System auftreten bis hin zu Schlaganfall, Herzinfarkt und Herzversagen.
Steigt der Blutdruck plötzlich stark an und stellt sich eines der genannten Symptome ein, sollte deshalb immer sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Um irreversible Organschäden zu vermeiden oder zu vermindern, ist eine rasche Blutdrucksenkung innerhalb von 30-60 min notwendig. Dazu wird eine intravenöse antihypertensive Medikation eingesetzt. Das Ausmaß der Blutdrucksenkung und die Auswahl der antihypertensiven Substanzen richtet sich nach der Organschädigung.
Bei der hypertensiven Krise (Blutdruckkrise) ohne lebensgefährliche Symptome wird im Gegensatz zum hypertensiven Notfall eine langsamere Blutdrucksenkung über einen Zeitraum von 24-48 h empfohlen.
Dabei richtet sich die Auswahl der Medikamente nach der Möglichkeit der Nachbeobachtung. Der Blutdruck sollte in den ersten Stunden nur um etwa 25 % gesenkt werden, um eine Minderdurchblutung des Gehirns zu vermeiden. Diastolische Werte von 120 mmHg sollten somit auf Werte knapp unter 100 mmHg gesenkt werden. Eine orale Therapie ist möglich mit Nitrospray ,zunächst nur 1 Hub, bei Bedarf später noch weitere Hübe. Alternativ kann Nifedipin 5 mg als Zerbeißkapsel oder Nitrendipin 5 mg sublingual gegeben werden. Beide Substanzen sind aber kontraindiziert bei akutem Koronarsyndrom wie instabile Angina pectoris oder Herzinfarkt.