Bluthochdruck mit natürlichen Mitteln senken
Neben dem Alter und Erbanlagen spielen das Körpergewicht und Lebensstilfaktoren wie Bewegung und Ernährung eine wichtige Rolle in der Entstehung von Hypertonie.
Vor einer medikamentösen Behandlung des Bluthochdrucks stehen in unserer Bluthochdrucksprechstunde deshalb allgemeine, natürliche Maßnahmen, die den individuellen Lebensstil betreffen. Veränderungen der Lebensweise machen den Einsatz von Medikamenten oft überflüssig. Wichtig ist es allerdings, Medikamente auf keinen Fall ohne ärztliche Rücksprache abzusetzen oder die Dosis auf eigene Faust zu verringern. Die nicht-medikamentösen Maßnahmen sind als Basistherapie aber in jedem Fall zu empfehlen, da sie auch die Wirksamkeit einer medikamentösen Behandlung unterstützen und dadurch oft eine geringere Medikamentendosis gewählt werden kann.
Normalgewicht anstreben
Durch eine Gewichtsreduktion sinkt der Blutdruck im Schnitt mit jedem Kilogramm um 2 mmHG systolisch und 1 mmHg diastolisch. Bei einer Gewichtsabnahme von 5 kg kann der Blutdruck so z. B. von 150/95 auf 140/90 sinken. Durch eine angepasste Ernährung kann der Blutdruck günstig beeinflusst werden. Die Ernährung sollte ausgewogen und vollwertig sein: viel Gemüse, Obst, Ballaststoffe, Vollkornprodukte, weniger tierische Fette, mehr ungesättigte Fettsäuren und bevorzugt Omega-3-Fettsäuren aus Fisch oder Weidefleisch.
Salz vermindern kann sinnvoll sein
Die Reaktion des Blutdrucks auf Salz ist nicht bei jedem Menschen gleich. Die Salzsensitivität steigt mit dem Alter und ist häufiger bei Übergewichtigen mit metabolischen Syndrom oder chronischen Nierenerkrankungen vorhanden. Bei etwa 60 % der Patienten ist ein hoher Blutdruck salzsensitiv. Deshalb ist es immer ein Versuch wert, ob man durch eine salzarme Kost den Blutdruck verbessern kann. Pro Tag sollten wir nicht mehr als 6 Gramm Salz zu uns nehmen. Industriell hergestellte Lebensmittel enthalten viel verstecktes Salz. Brot und Brötchen enthalten mehr als 1 Gramm Kochsalz pro hundert Gramm und liegen damit etwa gleichauf mit Chips. Wer also abends zwei Brötchen mit Käse oder Wurst isst, kommt schnell auf 3 bis 4 Gramm Salz. Reis, Nudeln und Kartoffeln sollte man ohne Salz kochen.
Allerdings empfiehlt sich auch bei salzsensitiven Hypertonie-Patienten kein vollständiger Salz-Verzicht.
Denn Salz ist lebenswichtig für den Körper: Das enthaltene Natrium schützt die Zellen vor dem Austrocknen, regelt Wasserhaushalt, Stoffwechsel und Blutzirkulation. Ohne Salz würde die Reizübertragung der Nerven nicht mehr funktionieren.
Studien haben gezeigt, dass Herzpatienten, die Salz gänzlich meiden, eine höhere Sterblichkeitsrate haben als jene, die eine salzarme Kost zu sich nehmen.
DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension)
Die DASH-Diät legt großen Wert auf eine Fettreduktion, so sollen z.B. nur Milchprodukte mit niedrigem Fettgehalt sowie mageres Fleisch und Fisch verwendet werden. Zudem sollte die Ernährung obst-, gemüse- und getreidereich sein. Außerdem beinhaltet die DASH-Diät Nüsse, Samen und eine reduzierte Zufuhr von Zucker wie in Süßigkeiten.
Kaliumreiche Ernährung
Eine kaliumreiche Ernährung mit viel Obst und Hülsenfrüchten verbessert den Blutdruck und vermindert auch die Wahrscheinlichkeit von Herzrhythmusstörungen. Voraussetzung für eine kaliumreiche Ernährung ist aber eine normale Nierenfunktion.
Vitamin-D
Vitamin-D-Mangel ist ein Risikoindikator für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das bedeutet aber noch nicht ,dass Vitamin D auch ein Risikofaktor für diese Erkrankungen ist. Dennoch sollten Patienten mit Bluthochdruck einen hochnormalen Vitamin-D3-Spiegel von 40-60 ng/ml anstreben. Werte unter 20 ng/ml sind sicher zu niedrig und erfordern die Einnahme von Vitamin-D- Präparaten, z. B. 500-1.000 IE täglich oder 20.000 IE einmal pro Woche oder auch nur einmal in 14 Tagen. Der 25-OH-D-Spiegel (Vitamin D3) ist dabei der beste Wert zur Beurteilung des Vitamin-D-Status. Das aktive 1,25-(OH)2-D sollte zur Einschätzung des Vitamin-D-Status nicht gemessen werden, da es bei einem Vitamin-D-Mangel oft aufgrund erhöhter Parathormonspiegel normal oder sogar kompensatorisch erhöht ist.
Vitamin-B1
Die Bestimmung des Vitamin-B1-Spiegel im Blut ist nur bedingt aussagekräftig. Wenn möglich sollte stattdessen die Enzymaktivität der Vitamin-B1-abhängigen Transketolase in den Erythrozyten (ETKA) gemessen werden. Noch genauer ist der Thiaminpyrophosphat (TPP)-Effekt, bei dem man in einem Aktivierungstest einer Parallelprobe einen Überschuss des Koenzyms zufügt. Eine nur geringe Stimulierung ist dann ein Zeichen eines ausreichenden Vitamin-B1-Spiegels.
Vitamin-B6
Ein Vitamin-B6-Mangel ist sehr selten, da seine Vorstufe so ausreichend in der Nahrung vorkommt, dass kaum ein Vitamin-B6-Mangel auftritt.
Vitamin-B12
Eine hyperchrome Anämie ist die bekannteste Folge eines Vitamin-B12-Mangels. Noch häufigere Folgen sind aber neurologische Erkrankungen wie Polyneuropathie, funikuläre Myelose, Demenz oder Depressionen.
Der tägliche Bedarf ist mit 3 µg gering, dennoch sind Mangelerscheinungen häufig. Der im Magen gebildete Intrinsic Factor ermöglicht die Resorption von Vitamin B12 im Dünndarm (terminalen Ileum). Mangelerscheinungen treten deshalb bei Magenerkrankungen wie z. B. bei einer Autoimmungastritis auf. Erkrankungen des terminalen Ileums wie Morbus Crohn oder bei der langfristigen Einnahme von Säureblockern.
Vegetariern und Veganern sind besonders gefährdet, da Vitamin B12 ausschließlich in tierischen Nahrungsmitteln vorkommt.
Der Vitamin-B12-Spiegel ist ein wenig empfindlicher Marker für den Vitamin-B12-Mangel. Eine Erniedrigung von Holo-TC (Holotranscobalamin) dagegen zeigt schon die Entleerung der B12-Speicher an. Folgendes Therapieschema hat sich bewährt: Eine Spritze mit 1000 µg 1-mal wöchentlich für 4 Wochen, dann 1-mal monatlich für 3 Monate. Die Vitamin-B12-Gabe kann alternativ auch mit 1000 µg täglich als Tablette versucht werden. Durch Kontrollen des Holo-TC im Blut kann der Erfolg der Therapie überwacht werden.
Folsäure
Folsäure gehört ebenfalls zu den B-Vitaminen. Ein Folsäuremangel entsteht nicht selten durch die Interaktion mit anderen Medikamenten. Mögliche Folgen eines Mangels an Folsäure sind hyperchrome Anämie, Polyneuropathie und ein Restless-legs-Syndrom. Wie bei Vitamin B12 ist ein Folsäuremangel auch mit Demenz und Depression assoziiert. Meist reicht eine tägliche orale Zufuhr von 0,4 g, um den Folsäuremangel in den Griff zu bekommen.
Selen
Die Selenversorgung ist in Deutschland schlechter als in den meisten anderen europäischen Ländern. Tierische Produkte wie Milch und Fleisch sind die wichtigste Quelle für die Selenversorgung. Deshalb ist ein Selenmangel bei Patienten mit veganer Ernährung keine Seltenheit. Bei einem Mangel sollte Selen bis zu einem Selenspiegel im Serum von 100-130 µg/l bzw. 130-155 µg/l im Vollblut substituiert werden.
Eine Langzeitanwendung von Selen sollte immer unter regelmäßiger Kontrolle des Selenspiegels im Serum oder Vollblut durchgeführt werden.
Omega-3-Fettsäuren (EPA)
Die empfohlene Zufuhr der EPA (Omega-3 Eicosapentaensäure) beträgt etwa 900 mg/Tag. Dies kann durch drei Mahlzeiten fetten Fisches pro Woche erreicht werden. Wenn dieser Fischverzehr nicht möglich ist, können für etwa zwei Monate auch Fischölkapseln eingenommen werden. Danach hat sich die EPA meist in den Zellen angereichert und es genügt oft eine Erhaltungsdosis von etwa 300 mg EPA pro Tag. Diese Menge entspricht etwa einem Matjeshering pro Woche. Bei Fleisch sollte sogenanntes Weidefleisch, Fleisch von wildlebenden Tieren oder Pflanzenfressern wegen der höheren Omega-3-Werte bevorzugt werden.
Sport
Mit Sport lässt sich Bluthochdruck nicht nur senken, sondern auch verhindern. Allein durch regelmäßige körperliche Aktivität mit geringer Intensität lässt sich der Blutdruck um 5-10 mmHg senken.
Empfehlenswert ist eine Ausdauerbelastung von 3 bis 5 mal pro Woche für 30 bis 45 Minuten. Anfangs reichen für Untrainierte auch nur 5-10 Minuten. Die Trainingsdauer wird dann langsam gesteigert. Neben einer Steigerung der Alltagsaktivität sollte ein aerobes Ausdauertraining durchgeführt werden. Als ideale Sportarten eignen sich Spazierengehen, zügiges Walken und Radfahren. Ein Ergometertraining auf Fahrrad, Laufband oder Crosstrainer ist besonders zu empfehlen, da hierbei eine exakte Einstellung der Trainingsintensität unter Pulskontrolle möglich ist.
Auch ein moderates, angepasstes Krafttraining sollte 2-3x pro Woche zusätzlich zur Ausdauerbelastung durchgeführt werden. Das Kraftausdauertraining sollte bei niedriger bis mittlerer Intensität (30-60 % der Maximalkraft) durchgeführt werden, 8 bis 12 Wiederholungen pro Minute für maximal 1-2 min pro Muskelgruppe. Nach jeder Übung sollte eine Erholungsphase von mindestens 3 min eingehalten werden. Die Übungen sollten dabei unbedingt ohne Pressatmung ausgeführt werden, um Blutdruckspitzen zu vermeiden. Vor allem bei älteren Patienten bietet Krafttraining zusätzlich noch den Vorteil, dass es dem altersbedingten Verlust an Muskelmasse und Knochendichte entgegenwirkt.
Regelmäßige Bewegung oder Sport hat nicht nur eine blutdrucksenkende Wirkung, sondern führt von einer verbesserten Beweglichkeit und einem insgesamt gesteigerten körperlichen Wohlbefinden zur erhöhten Lebensqualität.
Ob Ausdauersport oder Krafttraining: In jedem Fall gilt, dass man die Belastung nur langsam steigern sollte. Die Intensität sollte so gewählt werden, dass man sie zwar spürt, aber dass der Puls nicht zu stark ansteigt. Wer unter Bluthochdruck leidet (und jeder, der sich nach längerer Trainingspause sportlich betätigen möchte), sollte sich in jedem Fall vorab untersuchen und seine Fitness ärztlich bestimmen lassen. Vor Aufnahme der körperlichen Aktivität ist eine medizinische Untersuchung durch einen kompletten Gesundheitscheck zur Erkennung von Begleiterkrankungen obligat. Im Rahmen dieser Untersuchung wird die körperliche Belastbarkeit getestet und individuelle Trainingsbereiche/-pulse festgelegt.
Individuelle Anpassungen sind je nach Symptomatik und Schweregrad der Hypertonie sowie Begleiterkrankungen erforderlich.
Verzicht auf Nikotin
Nikotin ist ein Haupt-Risikofaktor für Arteriosklerose und trägt wesentlich zur Verschlechterung der Prognose von Patienten mit hohem Blutdruck bei. Maßnahmen zur Raucherentwöhnung sind deshalb bei diesen Patienten von enormer Bedeutung. Ein oder mehrere gescheiterte Versuche, mit dem Rauchen aufzuhören, sollten auch langjährige Raucher nicht entmutigen, es noch einmal zu versuchen
Verringerung des Alkoholkonsums
Alkohol erhöht den Blutdruck. Daher sollte man die konsumierte Menge begrenzen, da Alkohol nicht nur den Blutdruck erhöht, sondern auch auf anderen Wegen Organe wie die Leber oder Bauchspeicheldrüse schädigt. Empfohlen wird für Frauen maximal einen „Drink“ und für Männer maximal zwei „Drinks“, wobei ein „Drink“ 350 ml Bier bzw. 150 ml Wein entspricht. Alkohol sollte zudem möglichst nicht jeden Tag getrunken werden.
Pflanzliche Therapie
Insgesamt sind die blutdrucksenkenden Effekte traditionell eingesetzter Heilpflanzen leider nur gering. Dennoch ist ein Therapieversuch mit Phytotherapeutikan sinnvoll, zumal dadurch die Dosis anderer Medikamente nicht selten reduziert werden kann.
Weissdorn (Crataegus) ist insbesondere bei einer gleichzeitig vorliegenden Herzinsuffizienz einzusetzen, z. B. Crataegutt de novo 450 2x1
Hibiscussabdariffa wird üblicherweise als Tee verwendet. Die empfohlene Dosis ist 2 Esslöffel Hibiskustee morgens auf 500 ml kochendes Wasser,10 Minuten ziehen lassen. Auch grüner Tee wirkt blutdrucksenkend.
Rauwolfia-Alkaloide haben eine relativ starke blutdrucksenkende Wirkung. Sie verursachen aber in der Regel nicht tolerable Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Depression.
Hochdosiertes Knoblauchextrakt (1200 mg/Tag) wirkt gefäßerweiternd und vermindert die Gefahr einer Gefäßverkalkung. Knoblauchpräparate ( z. B. Kwai oder Sapec )können den Blutdruck um etwa 10 mmHG senken.
Aderlass oder Blutspende
Regelmäßiger Aderlass senkt den Blutdruck effektiv. Wenn wie bei einer normalen Blutspende alle zwei bis drei Monate 500 ml Liter Blut abgenommen werden, sinkt der systolische Blutdruck je nach Ausgangslage um 10-20 mmHg und der diastolische um 5-15 mmHg.
Die blutdrucksenkende Wirkung von Aderlässen ist wahrscheinlich Folge einer verbesserten Blutviskosität und Folge des Verhältnisses von alten zu jungen Erythrozyten.
Nach dem Aderlass werden frische rote Blutkörperchen gebildet, die elastischer sind. Hierdurch kann das Blut mit weniger Druck an die Organe gebracht werden. Außerdem sind die Eisen- und Ferritinwerte (Eisenspeicher) bei Patienten mit Bluthochdruck oft recht hoch. Eisenablagerungen vermindern die Elastizität der Gefäße. Auch dadurch steigt der Blutdruck. Aderlässe sollten nur von Ärzten durchgeführt werden, die mit dieser Therapie Erfahrung haben. Die Patienten müssen eine entsprechende Konstitution haben. Es sollte darauf geachtet werden, dass die roten Blutkörperchen nicht so stark vermindert werden, dass eine Anämie (Blutarmut) entsteht. Wer gleichzeitig anderen helfen möchte, kann als Alternative zu einem Aderlass natürlich auch alle 3 Monate zur Blutspende gehen.
Wenig Schlaf nicht für alle ungesund
Bei Patienten mit durchschnittlich mehr als zehn Stunden Schlaf pro Nacht ist nahezu immer von einer organischen oder psychischen Grunderkrankung auszugehen. Selbst bei Langschläfern mit erholsamem Schlaf haben eine 3-fach erhöhte Rate von psychischen Störungen.
Wenn man mit weniger als sechs Stunden Schlaf gut klar kommt, ist dies eher ein gutes Zeichen. Solche Personen sind in der Regel gesünder als diejenigen, die acht und mehr Stunden Schlaf brauchen. Es kommt darauf an, ob jemand nach fünf bis sechs Stunden Schlaf fit ist oder nicht. Bei Kurzschläfern, die nur ein paar Stunden Ruhe in der Nacht benötigen, besteht kein erhöhtes Erkrankungsrisiko für Bluthochdruck.
Bei Patienten, die diese kurze Schlafzeit als Schlafstörung empfinden, die also gerne länger schlafen würden, dies aber nicht können, wirkt sich die kurze Schlafzeit negativ auf den Blutdruck aus.
Stressbewältigung
Andauernde innere Anspannung und Stress lassen sich am besten verringern durch ausreichend Schlaf und kurze Verschnaufpausen am Tag. Neben Sport und einem entspannenden Hobby kann es helfen, Aufgaben zu verteilen und Verantwortung abzugeben.