Bluthochdruck mit Medikamenten senken
Führen nicht-medikamentöse Maßnahmen nicht zur ausreichenden Senkung des Bluthochdrucks, ist der Einsatz von Medikamenten zu erwägen.
Dies gilt nicht nur für Patienten mit schwerer Hypertonie sondern auch für Patienten mit leichtem Bluthochdruck, da es in jedem Fall gilt Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz oder Demenz zu verhindern.
Therapie des hohen Blutdrucks mit Geduld und Konsequenz
Eine Therapie mit Medikamenten muss mit Geduld und Vorsicht eingeleitet werden. Die volle Wirkung erreichen die meisten Blutdruckmedikamente erst nach 3-4 Wochen. Deshalb beginnen wir in unserer Bluthochdrucksprechstunde immer mit einer niedrigen Dosis. Da uns viele verschiedene Substanzen mit unterschiedlicher Wirkung zur Verfügung stehen, findet man immer eine Medikation ohne Nebenwirkungen. Mit Medikamenten soll es dem Patienten besser gehen als vor Beginn der Therapie. Geht es ihm schlechter, ist diese Therapie nicht die richtige und es wird so lange ein anderes Medikament oder eine Medikamentenkombination gesucht bis der Zielblutdruck ohne Nebenwirkungen erreicht wird.
Die Behandlung mit Bluthochdruck-Medikamenten wird von Patienten anfangs manchmal als belastend erlebt, da das Absenken des Blutdruckes zunächst müde und abgeschlagen machen kann. Der Körper muss sich erst umstellen und an den niedrigeren Blutdruck gewöhnen.
Zu Beginn der Therapie sollten die Medikamente daher einschleichend gegeben werden: mit einer niedrigen Dosis, die nach und nach gesteigert wird und an die sich der Organismus langsam anpassen kann.
Auf keinen Fall sollte man Blutdruck senkende Medikamenten eigenmächtig absetzen oder die Dosis ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt verringern, da man sonst schwere Blutdruckkrisen oder sogar einen hypertensiven Notfall riskiert.
Besteht die Notwendigkeit, Medikamente gegen die Hypertonie einzunehmen, sollte dies konsequent und regelmäßig geschehen. Denn auch wenn Sie keine Beschwerden haben, führt ein unbehandelter Bluthochdruck letztendlich zu einer mehr oder weniger gefährlichen Schädigung Ihres Körpers.
Spürt man die Folgen eines zu hohen Blutdrucks, sind diese nicht immer voll reversibel.
Rechtzeitig behandelt, lassen sich die Bluthochdruck-Risiken aber gut beherrschen. Die Blutdrucksenkung muss vom Arzt regelmäßig überprüft, die Medikation ggf. angepasst werden. Daneben eignen sich zur Kontrolle neben Selbstmessungen auch 24-Stunden-Blutdruckmessungen. Durch die Einhaltung eines gesunden Lebensstils kann die Dosis der Medikamente nicht selten reduziert werden.
Wenn durch die Medikamente Nebenwirkungen auftreten, brauchen Sie sich nicht entmutigen lassen. Man wird ein anderes Medikament ohne Nebenwirkungen für Sie finden. Mit dem Medikament soll es dem Patienten besser gehen als ohne Medikament. Ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis auf Augenhöhe ist dabei die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.
Bluthochdruck – kompletter Gesundheitscheck sinnvoll
Medikamente senken den Blutdruck, können ihn aber nicht heilen. Nimmt ein Hypertoniker keine Blutdrucksenker mehr, steigt in aller Regel sein Blutdruck wieder. Neben dem Schweregrad der Hypertonie berücksichtigt der Einsatz von Medikamenten stets das individuelle Risiko. Die Auswahl der Substanz ist abhängig von den jeweiligen Begleitkrankheiten, dem sog. Gesamtrisiko des Patienten. Aus diesem Grunde ist ein kompletter Gesundheitscheck vor Beginn der Therapie sinnvoll.
Kombinationstherapie bei hohen Blutdruck
Grundsätzlich lässt sich ein Bluthochdruck heute gut einstellen. Häufig kommt es aber vor, dass der Bluthochdruck nicht mit einem einzelnen Medikament (Monotherapie) auf den Zielblutdruck gesenkt werden kann. Dann ist eine Kombinationstherapie sinnvoll, bei der mehrere blutdrucksenkende Präparate miteinander kombiniert werden. Die Nebenwirkungen nehmen im Vergleich zu erwünschten Wirkung mit steigender Dosierung überproportional zu, so dass es oft besser ist, eine Kombinationstherapie mit zwei oder drei niedrig dosierten Substanzen zu verwenden als eine Einzelsubstanz in hoher Dosierung.
Die Ursache für die häufig auftretenden Schwierigkeiten in der Einstellungsphase liegt im komplexen Zusammenspiel, was den Blutdruck regelt: Die Spannung der Blutgefäßwände, der Salz-Wasser-Haushalt des Körpers und weitere biochemische Regelsysteme wirken aufeinander ein.
Hinzu kommt ein Gewöhnungsfaktor: Liegt bereits seit längerer Zeit Bluthochdruck vor, hat sich der Körper darauf eingestellt und reagiert auf medikamentöse Einflussnahme mit Ausgleichsreaktionen. Wird zum Beispiel ein Medikament zur Gefäßerweiterung eingesetzt, kann der Körper den Herzschlag steigern oder Salz und Wasser zurückhalten, um den Blutdruck wieder zu heben. Da eine Kombinationstherapie solche blutdrucksteigenden Ausgleichsreaktionen erschwert, ist sie oft erfolgreicher als eine Therapie mit einer einzelnen Substanz.
Die wichtigsten Medikamente zur Therapie des Bluthochdrucks
Folgende Medikamente bzw. Substanzklassen (Antihypertensiva) stehen für die Behandlung von Bluthochdruck in erster Linie zur Verfügung:
ACE-Hemmer, AT1-Blocker, Diuretika, Kalziumantagonisten und Betablocker.
Die strenge Trennung zwischen Medikamenten 1. und 2. Wahl wurde in den Leitlinien der ESC (European Society of Cardiologie) und der ESH (European Society of Hypertension) aufgehoben, so dass der behandelte Arzt die Therapie individueller anpassen kann. Wir therapieren in unserer Hypertonie-Sprechstunde dennoch weiterhin wegen guter Erfahrungen zunächst immer mit Medikamenten der fünf Substanzklassen, die jahrelang als Mittel 1. Wahl galten.
Für eine erfolgreiche Therapie bei Bluthochdruck kommt es dabei aber weniger auf die Art des Blutdruckmedikaments an, sondern darauf, dass der Patient es auch wirklich nimmt. Voraussetzung dafür ist, dass der Patient keine Nebenwirkungen der Therapie verspürt.
ACE-Hemmer
Sie hemmen die Bildung des Blutdruck steigernden Hormons Angiotensin II, das die Gefäße eng stellt. Durch eine Verminderung des gefäßverengenden Angiotensin II werden die Gefäße weiter und es kommt zur Blutdrucksenkung. ACE-Hemmer sind für Patienten unter 60 Jahre besonders geeignet, werden aber auch bei älteren Patienten erfolgreich eingesetzt.
Da ACE-Hemmer sich günstig auf die Elastizität der Gefäße (vaskuläres Remodeling) auswirken, sind sie bei Patienten mit erhöhter Pulswellengeschwindigkeit (über 10 Meter pro Sekunde) besonders geeignet.
Häufigste Nebenwirkung ist in etwa 5-10 % ein Reizhusten. In diesen Fällen wir dann meist auf ein AT-1-Blocker umgestellt. Kontraindikationen für ACE-Hemmer sind eine gleichzeitige immunsupressive Therapie, eine Kreatininclearance unter 30, Hyperkaliämie, Hyperaldosteronismus, Aortenklappenstenose, HOCM, gleichzeitige Therapie mit kaliumsparenden Diuretika oder eine Hyposensibilisierungsbehandlung.
AT-1-Rezeptor-Antagonisten (Sartane)
Die AT-1-Blocker erweitern ebenfalls die Gefäße über einen hemmenden Einfluss auf das stark gefäßverengende Angiotensin ll. Im Gegensatz zum ACE-Hemmer vermindern sie dabei aber nicht die Bildung des Angiotensin ll, sondern sie vermindern die Wirkung von Angiotensin II am Angiotensin-II-Rezeptor vom Subtyp 1. Wir sprechen deshalb von AT1-Rezeptor-Antagonisten oder abgekürzt von AT-1-Blockern. Auch die Bezeichnung Angiotensin-II-Antagonisten oder Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten wird für diese Medikamentengruppe verwendet.
Da all diese Bezeichnungen recht kompliziert sind, hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch der Begriff Sartane etabliert, da die Namen der Wirkstoffe wie z. B. bei Valsartan oder Candesartan alle auf -sartane enden. Die AT-1-Blocker sind ähnlich wie die ACE-Hemmer für Patienten unter 60 Jahre sowie bei Patienten mit verminderter Gefäßelastizität besonders geeignet. Sartane werden aber auch zunehmend bei älteren Patienten eingesetzt. Sie senken nachhaltig den Blutdruck und beugen Folgeschäden vor. Die Nebenwirkungsrate ist sehr gering und bewegt sich mit nur einigen wenigen Prozenten auf dem Niveau von Placebos. Kontraindikation für einen Einsatz von Sartanen sind Hyperkaliämie, Hyperaldosteronismus und Aortenklappenstenose.
Diuretika
Sie sorgen für eine gesteigerte Wirkung der Nieren und steigern die Ausscheidung von Kochsalz und Wasser. Diuretika verstärken in Kombination mit anderen blutdrucksenkenden Medikamenten deren Wirkung und sind deshalb oft Bestandteil von Kombinationspräparaten. Diuretika sind gut für Patienten über 60 Jahre geeignet.
Chlortalidon wird in Deutschland nicht so häufig eingesetzt, ist aber aufgrund einer längeren Wirkungsdauer stärker und zuverlässiger blutdrucksenkend als HCT. Dies gilt ganz besonders für Patienten mit hohen Werten in den Abend- und Nachtstunden.
Die Kombination Amilorid/HCT ist bei Risiko für Diabetes vorteilhaft. In der PATHWAY-3-Studie konnte gezeigt werden, dass Amilorid die Glucosetoleranz verbessert. Die Kombination aus Amilorid und HCT neutralisiert dadurch die unerwünschten Effekte auf Blutglukose und Serumkalium.
Bei Kreatininwerten über 2 mg/dl werden im allgemeinen Schleifendiuretika wie Torasemid eingesetzt. Mit einer sequenzielle Nephronblockade (Thiazid- + Schleifendiuretikum) ist eine Diuresesteigerung zu erzielen. Thiazide sind dabei entgegen früherer Ansichten auch bei fortgeschrittener Niereninsuffizienz noch wirksam.
Kalziumantagonisten
Kalziumantagonisten blockieren die Kalzium-Kanäle in den Muskelzellen von Herz und Gefäßen: Der Kalzium-Einstrom in die Zellen wird vermindert, die Gefäßspannung sinkt und damit auch der Blutdruck. Kalziumantagonistenen sind gut für Patienten über 60 Jahre geeignet, aber auch bei jüngeren Patienten geeignet. Bei ausgeprägter Herzinsuffizienz (NYHA 3), instabiler Angina pectoris und akuten Herzinfarkt sind Kalziumantagonisten kontraindiziert.
Betablocker
Betablocker sind in den internationalen Leitlinien der ISH (International Society of Hypertension) nicht mehr als Primärtherapie aufgeführt. Dagegen fallen ß-Blocker in den neuen Leitlinien der europäischen Fachgesellschaften weiterhin in die Gruppe der Blutdruckmittel erster Wahl bei denjenigen Patienten, die zusätzlich zum hohen Blutdruck an Herzinsuffizienz, KHK, Herzinfarkt oder Rhythmusstörungen leiden.
Bei Patienten ohne eine der genannten Begleiterkrankungen sollten Betablocker aber nicht mehr als Primärtherapie eingesetzt werden.
Dies gilt besonders für Patienten mit Übergewicht und damit verbundenen hohem Risiko für Diabetes. Auch Patienten, die Schlaganfall gefährdet sind, sollten möglichst keine Betablocker bekommen, da diese im Vergleich zu anderen Blutdruckmitteln eine um 16 % höhere Schlaganfallrate aufweisen. Obstruktive Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale oder COPD sind ebenfalls Kontraindikationen für eine Therapie mit Betablockern.
Wenn ß-Blocker indiziert sind, sollten vorwiegend kardioselektive ß-Blocker der zweiten Generation (z. B. Metoprolol, Bisoprolol) oder ß-Blocker der dritten Generation mit zusätzlicher Wirkung am Gefäßsystem (z.B. Carvedilol, Nebivolol) eingesetzt werden. Einen besonderen Stellenwert hat dabei das gefäßerweiternde Nebivolol, da es nicht nur ein hochselektiver β-1-Rezeptorenblocker ist, sondern zusätzlich das endotheliale NO-System in den Gefäßen aktiviert. Nebivolol senkt den Blutdruck über 24 h und beeinflusst weder Gewicht noch Fett- oder Zuckerstoffwechsel. Es hat im Gegensatz zu anderen Betablockern keinen Einfluss auf die Sexualfunktion oder die körperliche Leistungsfähigkeit.
Reservemedikamente bei hohen Blutdruck
Als Reservemittel sind in erster Linie Spironolacton (Aldosteronantagonist) und Doxazosin (alpha1-Rezeptorenblocker) geeignet, da es für beide es ausreichende Studiendaten gibt. Außerdem stehen für therapieresistente Fälle Aliskiren (Renininhibitor),Minoxidil (Vasodilatator) und Clonidin (Antisympathotonikum) zur Verfügung.
Welches Medikament ist das am besten geeignete ?
Die ASH/ISH-Leitlinien empfehlen bei Patienten unter 60 Jahren primär ACE-Hemmer/AT1-Blocker, bei Patienten über 60 Jahren sollten Kalziumantagonisten oder Thiazide eingesetzt werden. Kombiniert wird dann mit den jeweils anderen Substanzgruppen. Letztendlich hängt es jedoch jeweils von vielen individuellen Faktoren ab, welches Medikament das am besten geeignet ist.
Ursachen eines therapieresistenten Bluthochdrucks
Von therapieresistenten Bluthochdruck spricht man, wenn der Blutdruck trotz gleichzeitiger Behandlung mit drei verschiedenen Medikamenten (meist ACE-Hemmer, Kalziumantagonist plus Diuretikum) der Zielblutdruck nicht erreicht wird oder wenn eine fehlende nächtliche Absenkung („Non-Dipper“) bei der Langzeitmessung (ABDM) vorliegt? Etwa 20 % der Patienten in Deutschland gelten als therapieresistent.
Durch eine konsequente Diagnostik und Therapie kann aber fast jede Therapieresistenz durchbrochen werden.
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Nehmen die Patienten die Medikamente wirklich regelmäßig?
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Kann man durch eine geänderte tageszeitliche Verteilung den Blutdruck verbessern?
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Nehmen die Patienten andere Medikamente, die den Blutdruck erhöhen?
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Liegen Gefäßveränderungen wie Mediasklerose vor, die fehlerhafte Blutdruckwerte anzeigen ?
Neben sekundären Hochdruckformen wie Aldosteronerhöhung, Phäochromozytom oder Störungen der Nierendurchblutung sollten folgende Ursachen ausgeschlossen werden: Schlaf-Apnoe-Syndrom (in 50% die Ursache), exzessiver Salzverzehr, Lakritzenabusus, Einnahme von Schmerz- oder Rheumamitteln.
Therapieresistenz kann meist durchbrochen werden
Die Therapieresistenz kann am erfolgsreichsten (in 60% der Fälle) mit der zusätzlichen Gabe von Spironolacton durchbrochen werden. Primärer Aldosteronismus (Conn-Syndrom) kann die Ursache sein, aber nicht bei allen erfolgreich mit einem Aldosteronantagonisten behandelten Patienten ist selbst bei nachgewiesenen hohem Aldosteron-Renin-Quotienten ein Adenom oder eine Hyperplasie der Nebenniere nachweisbar. Eplerenon (Inspra) oder Amilorid sind Alternativen, aber Spironolacton gilt als wirkungsstärker.
In der PATHWAY-2-Studie betrug die Blutdrucksenkung mit der zusätzlichen Gabe von 50 mg Spironolacton 10 mmHg. Dabei war die Verträglichkeit von Spironolacton gut. Nur 1 % der Patienten setzten Spironolacton wegen Unverträglichkeit ab.
Auch mit der zusätzlichen Gabe von Doxazosin und Bisoprolol kann die Therapieresistenz durchbrochen werden. Minoxidil wird wegen hoher Nebenwirkungsrate nur selten eingesetzt.
Heilung des hohen Blutducks durch Operation?
Eine Zeitlang galt die renale Denervation als zukunftweisende Therapie des Bluthochdrucks. Nach den derzeit vorliegenden Studien ist aber eine erfolgreiche blutdrucksenkende Wirkung der katheterbasierten Verödung von Nervenfasern des Sympathicus in den Wänden der Nierenarterien bisher nicht zweifelsfrei nachgewiesen, so dass im Moment eine abwartende Haltung gerechtfertigt ist.
Zielblutdruck
Als allgemeiner Zielblutdruck gilt zur Zeit noch ein Wert unter 140/90 mmHg, wobei zumindest bei Hochrisikopatienten damit zu rechnen ist, dass die Ergebnisse der sogenannten SPRINT-Studie dazu führen werden, dass der Wert auf 120/80 gesenkt werden wird.
Patienten mit hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Bei Patienten mit einem hohen Risiko für Erkrankungen wie Verkalkungen der Herzkranzgefäße, Herzinfarkt oder Herzschwäche ist nach aktuellen Studien ein systolischer Wert von 120 mmHg anzustreben.
Die Daten der SPRINT-Studie zeigen, dass eine Absenkung des systolischen Zielwertes von 140 auf 120 mmHg bei Hochrisikopatienten das Risiko für Herzinfarkt, Herzinsuffizienz oder Herztod um 30% senkt. Selbst die allgemeine Sterblichkeit (Gesamtmortalität) war bei dieser intensiven Therapie (in der Regel eine Dreifachkombination) um 25 % vermindert.
Die führenden Leitlinien ESC/ESH, JNC 8 und ASH/ISH haben dagegen zuletzt die Zielwerte für ältere Patienten sowie für Patienten mit Diabetes und Nierenerkrankungen erhöht.
Diabetes
In der SPRINT-Studie, in der ein systolisches Blutdruckziel von 120 einem Ziel von 140 mmHg überlegen war, wurden Hochrisikopatienten, aber keine Diabetiker untersucht.
Bei Diabetikern ist auch nach aktuellen Studien weiterhin nicht ein Blutdruck von < 120/80 sondern von < 140/85 mmHg anzustreben. Die Ursache für die nachteilige Wirkung eines zu niedrig eingestellten Blutdrucks liegt vermutlich in der verminderten Durchblutung der Organe.
Chronischen Nierenerkrankungen
Bei Patienten Nierenerkrankungen galt in den letzten Jahren der Grenzwert von 140/85. Sowohl JNC 8 als auch die neuen ASH/ISH-Leitlinien sehen kein strikteres Blutdruckziel als bei Hypertonikern ohne diese Begleiterkrankungen vor. Es gilt also auch hier 140/90 mmHg. Die ESC-Leitlinien geben bei nierenkranken Patienten mit Proteinurie einen Zielwert von 130/90 mmHg an.
Ältere, gebrechliche Patienten
Die medikamentöse Therapie sollte bei älteren, gebrechlichen Patienten über 80 Jahren erst bei systolischen Werten über 160 mmHg begonnen werden. Risiko und Nutzen müssen abgewogen werden. Ein zu niedriger Blutdruck kann zu Synkopen, Stürzen und damit auch zu Verletzungen führen. Es wird diskutiert, ob nicht auch jüngere, gebrechliche Patienten (ab 65 Jahre) erst ab systolischen Werten von 160 mmHg therapiert werden sollte.
Zielblutdruck:
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allgemein: 140/90 (optimal: 120/80)
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Risikopatienten: 120/80
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Diabetiker: 140/85
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Nierenkranke:130/90
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Ältere Gebrechliche: 160/90